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Ein Berufsleben mit 39 Weihnachtsfeiern und viel Zusammenhalt

Andrea Gleiß und Bruno Rettig arbeiten seit 40 Jahren bei Josef Oechsle.

1979 war Helmut Schmidt Bundeskanzler, der HSV Deutscher Fußballmeister und von unterwegs telefonierte man aus gelben Münzfernsprechern. Bühl war zu dieser Zeit schon sechs Jahre große Kreisstadt, startete mit einer Geothermie-Bohrung eine letztendlich erfolglose Suche nach Thermalwasser, und beim Landmaschinenbetrieb Josef Oechsle im benachbarten Ottersweier begannen die 18-jährige Andrea Gleiß und der 15-jährige Bruno Rettig ihre Ausbildungen.

Zur Begrüßung wurde man damals im Vesperraum empfangen, vom Seniorchef Josef Oechsle persönlich. „Der vernünftige Ton, wie man selbst mit uns Lehrlingen gesprochen hat – das war für diese Zeit ungewöhnlich und ist mir gleich positiv aufgefallen“, erinnert sich Rettig. Dank der geburtenstarken Jahrgänge gab es viele Bewerber für wenige Lehrstellen. Vielleicht auch deshalb leistete man sich bei der Firma Josef Oechsle einen Eignungstest, in dem unter anderem gefragt wurde, wofür die Abkürzung „NATO“ steht. Vom Kollegen bekam der Bewerber Rettig die richtige Antwort zugeflüstert, die ihm noch heute mit einem breiten Grinsen flüssig über die Lippen kommt.

Man teilt mehr als die gemeinsame Arbeitszeit

Und heute arbeiten beide schon 40 Jahre im Betrieb. Das heißt mit- und voneinander lernen, bedeutet zusammen älter werden, den Erfolg des Unternehmens mitgestalten, schwierige Zeiten gemeinsam durchstehen. Man sieht Kollegen gehen und neue kommen, darunter in den letzten Jahren auch immer mehr Kolleginnen.

Gleiß und Rettig haben drei Chefs erlebt – jeder von ihnen hatte, so ihre Einschätzung, ein eigenes Temperament. Aber es gibt etwas, das verbindet den Josef damals mit dem Wilfried und dem Stefan heute: „Die merken sofort, wenn irgendwo etwas brennt, sind zur Stelle und helfen“. Vor allem dieser Zusammenhalt ist es, der für Gleiß den Familienbetrieb ausmacht: „Gerade in einer Zeit, in der Privates wichtiger war, habe ich auch hier Unterstützung bekommen und Trost erfahren – von allen, sogar von der Chefin im Wohnzimmer. Von ihr zu hören, dass wir das wieder hinkriegen, habe Gleiß sehr geholfen.

Neben der Lehre zur Bürokauffrau wurde Gleiß vom Chef und gelernten Bilanzbuchhalter in die Welt der Konten, Einnahmen und Ausgaben eingeführt. Seitdem verantwortet sie die Buchhaltung und sorgt dafür, dass die Zahlen des Familienbetriebs stimmen: „Dachte ich zu Beginn zwar nicht, aber mir macht es immer noch Spaß!“
Als ausgelernter Landmaschinenmechaniker übernahm Rettig den Außendienst, kümmerte sich bei Kunden von Rastatt bis Horb um die Wartung und den Service der Maschinen. Er verantwortete die Werkstatt und gibt heute seine Erfahrung als „Technischer Leiter“ weiter.  Bruno macht nicht viele Worte, findet aber immer die richtigen. Wohl auch deshalb vertrauen viele Familien, ob für den beruflichen Maschinenpark oder die privat eingesetzten Gerätschaften, schon in der zweiten Generation auf das Fachwissen des 56-jährigen Laufers.

Klar gab auch Angebote von anderen Unternehmen. Die Stimmung unter den Arbeitskollegen bei Oechsle war aber mehr wert und das Verhandlungsgeschick des Seniors zu überzeugend. „Der hat dich einfach nicht gehen lassen – Gottseidank!“ sagt Gleiß.

Loyalität erarbeitet man sich

Anstand, Fairness, Zuverlässigkeit – diese Begriffe fallen im Gespräch immer wieder und beschreiben das Gerüst, welches das persönliche Miteinander und berufliche Zusammenarbeiten über so lange Zeit gelingen ließ. Das Vertrauen, sich blind aufeinander verlassen zu können, das müsse man sich im wahrsten Sinne des Wortes erarbeiten. Das betreffe den Chef genauso wie den Mitarbeiter, betont Gleiß. Erst dann entstehe Loyalität: „Man teilt eine innere Verbundenheit, vertritt die gleiche Haltung und handelt mit Blick auf das gemeinsame Ziel“, so die Buchhalterin.

Für die Älteren wie für die Jüngeren im Team sind Gleiß und Rettig Bezugspersonen. Erkundigt man sich, wie die beiden denn so sind, dann schaut man in lächelnde Gesichter und hört warme, wertschätzende Worte. Als „lieber Mensch und immer hilfsbereite Kollegin“ wird die 59-jährige Fautenbacherin beschrieben, und als „exakt in dem, was sie tut“. „Den Bruno bringt nichts aus der Ruhe“, erfährt man und hört Erstaunliches über sein Erinnerungsvermögen. „Wenn ein Traktor auf den Hof fährt, weiß er genau, warum der zum letzten Mal bei uns in der Werkstatt stand.“

Bislang kommen Gleiß und Rettig auf 39 Weihnachtsfeiern. Was hat sich verändert in den vier Jahrzehnten? Sie erinnern sich fröstelnd an die kalten Werkstattwinter früher in Ottersweier. Das neue, moderne Gebäude im Bühler Industriegebiet bietet komfortablere Arbeitsbedingungen. Gleiß schwärmt vom schönen Büro, was zwar ruhig liege, ihr aber den geliebten Austausch mit Kunden erschwere. Die Altersstruktur des Teams sei heute durchmischter und mehr Junge dabei. „Früher haben wir uns auch ohne Whatsapp verstanden“, wirft Rettig ein. Er erzählt weiter, dass sein Beruf viel Abwechslung ermögliche , und Josef Oechsle als breit aufgestelltes Unternehmen unterschiedliche Tätigkeitsfelder biete.

Bei allen Entwicklungen und Neuerungen sei es entscheidend, dass sie sich immer auf den Chef verlassen können – und der Chef sich auf sie. „Das war früher so und ist heute nicht anders.“ Denkt man nach 40 Jahren auch an die Rente? „Eigentlich nicht“, kommt Andrea Gleiß ihrem Kollegen zuvor, „einfach, weil ich hier gerne arbeite.“

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